Niedrigzinsen sowie die Mietsituation bescheren Immobilienaktien derzeit einen regelrechten Boom. So hat deren Entwicklung in den vergangenen Monaten die des deutschen Leitindex DAX weit hinter sich gelassen. Die Vorteile der Assetklasse konnten zuletzt zahlreiche Anleger überzeugen, die so den Immobilienaktien ihren Erfolgsschub verliehen haben. Dieser Artikel umfasst alle wichtigen Informationen rund um die Investition in Immobilienaktien.
Immobilienaktien stellen Anteile an Immobiliengesellschaften dar, welche die Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) besitzen. Diese Firmen handeln mit Gewerbe- und Wohnimmobilien oder halten solche im Bestand, um Mieteinnahmen zu erzielen. Das Geschäftsmodell derartiger Unternehmen zielt demnach darauf ab, Wohnungen oder Gebäude zu erwerben, entsprechende Bauprojekte zu beauftragen und zu überwachen, die Objekte zu verwalten, zu vermieten oder gewinnbringend weiterzuveräußern. In der Regel setzt sich das Portfolio dieser Firmen aus vielen Immobilien an unterschiedlichen Standorten zusammen. Immobilienaktien eröffnen wachstumsorientierten Anlegern die Möglichkeit, die Anlageklasse der Aktien mit einem Investment in Immobilien zu verbinden. Inhaber von Immobilienaktien profitieren dabei indirekt an den Erträgen, welche die Firmen vereinnahmen und in Form einer Dividende reinvestieren oder ausschütten.
Beide Begriffe dürfen nicht miteinander verwechselt werden, stellen sie schließlich zwei verschiedene Anlageklassen dar. Im Rahmen eines Immobilienfonds legen Anleger ihr Kapital direkt in bestimmte Bauprojekte an, demnach Wohnungen oder Gebäude, wobei ein Fondsmanager die genaue Auswahl übernimmt. Mit Immobilienaktien werden Anleger hingegen Anteilseigner an einem Konzern aus der Immobilienbranche, welcher wiederum viele unterschiedliche Immobilien im Besitz hat. In der Regel ist der Einstieg in Immobilienfonds an einer konkreten Anlagesumme gekoppelt und auch nicht jederzeit möglich. Darüber hinaus ist die Veräußerung von Fondsanteilen zumeist monatelang im Voraus anzukündigen, wobei es grundsätzlich gesetzliche Mindesthaltefristen zu beachten gilt. Im Vergleich dazu gestaltet sich die Handhabung von Immobilienaktien deutlich einfacher. Zum einen sind Immobilienaktien erheblich liquider, lassen sie sich schließlich täglich in großer Stückzahl an den Börsen handeln. Dies bedeutet, dass zu jeder Zeit beliebig viele Immobilienaktien über die Börse veräußert oder erworben werden können. Auch Mindesthaltefristen sind für Immobilienaktien nicht vorgesehen.
Im Zusammenhang mit Immobilienaktien ist immer wieder auch von sogenannten REIT’s die Rede. Konkret ist dies Abkürzung des englischen Begriffs “Real Estate Investment Trust”. Bei einem REIT handelt es sich um eine Kapitalgesellschaft, deren Haupttätigkeit darin besteht, Gebäude zu verwalten und zu besitzen. Auch Unternehmen, welche sich an der Finanzierung von Immobilien beteiligen, können ein REIT sein. REIT’s sind an der Börse notiert und profitieren von steuerlichen Vorteilen. So sind sie sowohl von der Gewerbe- wie auch von der Körperschaftssteuer befreit, sofern nicht weniger als 75 Prozent der Einnahmen aus Immobilien resultieren und mindestens 90 Prozent der Erträge ausgeschüttet werden. Das Vermögen dieser Immobilienkonzerne besteht nahezu vollständig aus Immobilien und Hypotheken, kaum aus liquiden Mitteln. Die Geschichte der REIT’s reicht bis in das Jahr 1960 zurück, als in den USA die erste Immobiliengesellschaft dieser Art zugelassen wurde. In Deutschland wurde der Weg für REIT’s erst am 23.03.2007 mit dem Gesetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften geebnet.
Für eine Investition in Immobilienaktien sprechen insbesondere folgende Argumente:
Während sich die direkte Vermögensanlage in Privatimmobilien als wenig oder praktisch gar nicht liquide erweist, punkten Immobilienaktien mit hoher Liquidität, welche tagesaktuell großvolumige Transaktionen ermöglicht. Hierdurch lassen sich etwa auch Allokationen schnell ändern oder erhöhen.
Der Großteil börsennotierter globaler Immobilienaktien wird selbständig verwaltet und sieht bei gut verlaufendem Aktienkurs, Beteiligungen oder anderweitige Incentives für das Management vor. Eine gemeinsame Interessenausrichtung muss somit nicht erst durch Erfolgshonorare geschaffen werden, wie dies etwa bei Immobilienfonds der Fall ist.
Über Immobilienaktien können sich Anleger selbst an solchen Immobilien beteiligen, die über den gewöhnlichen Transaktionsmarkt nicht gehandelt werden, ein erhöhtes Klumpenrisiko mit sich bringen oder für ein Portfolio oftmals schlichtweg zu groß sind. Durch den Kauf von Immobilienaktien eines REIT, sind den Investoren auch große Einzel-Objekte zugänglich. Sofern die Anlage über vier Jahre lang gehalten wird, sollte die Performance stärker mit dem Immobilien- als mit dem Aktienmarkt korrelieren.
Während sich der Marktanteil börsennotierter globaler Immobilienaktien auf 44 Prozent des investierbaren Universums beläuft, erweist sich ihr Marktanteil bei einigen Objektarten deutlich höher. Hierunter fallen beispielsweise Studentenunterkünfte in Großbritannien, Mehrfamilienhäuser sowie Pflegeimmobilien in Deutschland und Self-Storage-Immobilien, Shopping Malls sowie Einfamilienhäuser in den USA. Mit wachsender Größe solcher Spezial-Objekte sind börsennotierte REIT’s oft der beste Weg zu einem derartigen Engagement.
Ein Portfolio von börsennotierten globalen Immobilienaktien setzt sich aus Tausenden zugrunde liegenden Objekten zusammen. Die Objekte wiederum werden von vielen tausenden Mietern genutzt. Ein globales Portfolio aus Immobilienaktien bietet ferner Diversifizierung nach Währung und Ländern.
Über die meisten langfristigen Messperioden weisen börsennotierte globale Immobilienaktien höhere Erträge auf, als zahlreiche nationale und weltweite Core-Indizes, wenn auch mit einer anderen Mischung an Immobilien und höherem Fremdkapitaleinsatz. Zwar fällt bei REIT’s die gemessene Volatilität höher aus, wobei es schwierig ist, die Volatilität nicht börsennotierter Immobilien zu ermitteln.
Folgende Argumente sprechen hingegen gegen ein Investment in Immobilienaktien:
Die Verwaltung von Immobilien sowie deren Verkauf, Kauf und Bau erfordert viel Kapital. Konzerne beschaffen dies oftmals über Kredite. Steigen allerdings die Kreditzinsen, so sinkt bei hoher Fremdverschuldungsquote der Gewinn, den Firma und Anleger für sich verbuchen können. Dies kann sich neben der Dividende auch negativ auf den Aktienkurs auswirken.
Neben dem Zinsumfeld kann der Aktienkurs von Immobilienaktien auch durch die Stimmung am gesamten Kapitalmarkt beeinflusst werden. Ohne rational nachvollziehbarem Grund kann der Aktienkurs steigen oder fallen.
Sollte die Firma hinter den Immobilienaktien zahlungsunfähig werden, wirkt sich dies sehr negativ auf den Aktienkurs aus. Im schlimmsten Fall können die Investoren ihr gesamtes eingesetztes Vermögen verlieren.
Eine Investition in Immobilienaktien erfordert zunächst die Eröffnung eines Depotkontos bei einem Online-Broker, einer Direkt- oder Filialbank. Während das Depot meist gebührenfrei angeboten wird, werden für den Erwerb und die Veräußerung seitens der entsprechenden Börse und des Online-Brokers Handelsgebühren erhoben. Nach dem Einrichten des Depots, können Immobilienaktien während der Handelszeiten der Börse verkauft und gekauft werden. Der genaue Preis von Immobilienaktien ergibt sich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage auf der Börse.
Immobilienaktien eignen sich für Anleger mit langfristigem Anlagehorizont, zumal die Firmen laufende Einnahmen erzielen, die zumeist einmal im Jahr in Form einer Dividende, teilweise an die Aktionäre, ausgeschüttet werden. Wird die Anlage in Immobilienaktien zudem als eine Alternative zur Investition in einen Immobilienfonds oder zum Erwerb eines eigenen Apartments oder Haus angesehen, so sollte für den Investor gerade die Dividendenrendite im Vordergrund stehen.
Crowdinvesting unterscheidet sich gegenüber Immobilienaktien vor allem durch die Transparenz und intuitive Handhabung. Personen investieren gemeinsam in Immobilien-Projekte, durch die vielen kleinen Beträge lassen sich große Immobilienprojekte finanzieren. Neben einer guten Risikostreuung profitieren Anleger von sehr niedrigen Mindestbeteiligungen – das ermöglicht Investoren mit noch geringem Eigenkapital dennoch vom boomenden Immobilienmarkt zu profitieren.
Crowdinvesting bietet die Möglichkeit Seite an Seite mit Banken Immobilienprojekte zu finanzieren. Zur Finanzierung von Immobilienprojekten bedarf es zum einen an Eigenkapital, zum anderen den von der Bank gewährten Kredit, das Fremdkapital. Immobilienentwickler bieten der Crowd, also den einzelnen Investoren, die Möglichkeit sich in Form von Mezzaninekapital zu beteiligen.
Crowdinvesting bietet Anlegern die Möglichkeit einen Teil des Eigenkapitals des Immobilienentwicklers abzulösen.
Unabhängig davon wie viel Kapital man anlegen möchte, rentiert sich ein breitgefächertes-Portolio. Der Kauf einer eigenen Wohnung ist nicht immer sinnvoll, entweder ob der hohen Anschaffungskosten oder des großen Verwaltungsaufwandes, durch Crowdinvesting lässt sich dennoch vom Immobilienmarkt profitieren. Beim Crowdinvesting lässt sich das eigene Kapital, welches sonst nur niedrig verzinst am eigenen Konto oder Sparbuch liegt, unkompliziert und online anlegen.
Zur Diversifikation des eigenen Portfolios stellen Immobilienaktien ein gutes Investment dar. Geeignet ist diese Assetklasse für alle Anleger, die mit wenig Kapital in den Immobiliensektor investieren möchten. Denn bereits mit Kleinbeträgen lässt sich an den Erträgen großer Immobilien in Form einer Dividende partizipieren. Die hohen Renditechancen setzen jedoch eine gewisse Risikobereitschaft voraus. Immer beliebter wird zudem ein Investment in die Immobilienbranche mittels Crowdinvesting.