Die Inflation ist in Deutschland und Österreich aktuell auf einem Rekordniveau. In der Alpenrepublik kletterte sie im August etwa auf ein Zehnjahreshoch von 3,2 Prozent. In Deutschland kratzte sie mit 3,9 Prozent fast an der Vier-Prozent-Marke – so einen Anstieg gab es seit fast 30 Jahren nicht mehr. Eine baldige Entspannung ist laut Expertinnen und Experten vorerst nicht in Sicht. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) geht auch für 2022 mit einer Inflationsrate zwischen 2 und 2,5 Prozent aus.
Lange Zeit war die Inflation rückläufig. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich als mittelfristiges Ziel gesetzt, dass die Inflation nicht über zwei Prozent liegt. Die Teuerungen dürften in den nächsten Jahren aber deutlich darüber liegen. RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek sieht gegenüber der österreichischen Tageszeitung DER STANDARD die Gründe bei der zurückgehenden Globalisierung, dem Trend zur Nachhaltigkeit und den Klimaschutz-Maßnahmen.
Die fortschreitende Geldentwertung hat vor allem Auswirkungen auf Sparer und Geringverdiener, die ihr Geld nicht anlegen (können). Kommt es in weiterer Folge nicht zu Lohnerhöhungen, die über den Teuerungsraten liegen, setzt ein Kaufkraftverlust ein. Das (angesparte) Geld ist somit immer weniger wert. Laut einer Berechnung von Tagesgeldvergleich.net sollen Sparer in der Eurozone allein im Jahr 2021 auf diesem Wege 61 Milliarden Euro Kaufkraft verloren haben.
In Zeiten mit höherer Inflation suchen viele Menschen Ausweg in Sachwerten. Dazu zählen etwa Aktien, Edelmetalle und auch Immobilien. Die zwei letztgenannten Sachwerte haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als besonders wertbeständig entpuppt. Dies wurde auch in der Corona-Krise noch einmal verdeutlicht, wo im Gegensatz zur Börse der große Schock ausblieb. Immobilien machten in der vergangenen Zeit eine ordentliche Wertsteigerung durch und blieben von den Turbulenzen unbeeindruckt.
Immobilien können also als Inflationsschutz gesehen werden – wenn denn auch bestimmte Faktoren eintreffen. Bei einer eigens genutzten Wohnung oder Haus ist es in der Regel so, dass der Wert dieser auf lange Sicht steigt. Die Wertminderung einer Immobilie in guter Lage ist eher unwahrscheinlich. Allerdings sollte man zwecks Inflationsschutzes nicht sein gesamtes Kapital in eine Wohnung beziehungsweise Haus stecken, weil ein bestimmtes Klumpenrisiko besteht. Auch vor renovierungsbedürftigen Immobilien sollte man sich in Acht nehmen.
Vermietete Wohnungen beziehungsweise Häuser stellen ebenso einen guten Inflationsschutz dar. Auch hier ist es in der Regel nicht so, dass die Mieten auf lange Sicht sinken. Vielmehr kann dem sinkenden Wert des Geldes mit einer Erhöhung der Miet-, Neben- und Betriebskosten entgegengesteuert werden. Allerdings gilt auch hier, dass renovierungsbedürftige Wohnungen in schlechter Lage im schlimmsten Fall zur Kostenfalle werden. Auch hier gilt also ein gutes Händchen zu bewahren und nicht alles auf eine Karte zu setzen.
Immobilien können als langfristiger Inflationsschutz eingestuft werden, da zumeist ein beständiges Wertwachstum stattfindet. Der Marktpreis der Wohnung steigt somit mit der Inflation, der Kreditbetrag nimmt mit der Zeit ab und sinkt sogar zusätzlich im prozentualen Verhältnis zum Wert. Zu beachten sind auch die Lage, Qualität und Nutzung. Eine neue Wohnung in guter Lage, die selbst verwendet wird, stellt das Optimum dar, wenn es ums Thema Inflationsschutz geht.