Wien zählt nicht nur zu den lebenswertesten, sondern auch weltweit schönsten Städten. Das Stadtbild der geschichtsträchtigen Metropole wird vor allem durch das Zinshaus geprägt. Vorrangig zwischen 1840 und 1918 während der Gründerzeit entstanden, dominieren die gewaltigen Bauten auch heute noch die österreichische Bundeshauptstadt. Damals aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums entstanden, sind Wiener Zinshäuser heute ein äußerst begehrtes Gut.
Während die in dieser Zeitspanne errichteten Gebäude allesamt eine recht typische Fassadengestaltung aufweisen, unterscheiden sie sich im Inneren sehr deutlich voneinander. So wurden vorrangig in der Innenstadt Nobelmiethäuser mit eindrucksvollen Foyers und Stiegenhäusern gebaut. Etwas weiter draußen wurde es dann schon praktikabler. Später kamen dann auch Lifte und Sanitärräume dazu. Lange Gänge gab es in den bürgerlichen Miethäusern in der Regel ebenso nicht.
Um Herr über den Bevölkerungsboom im Laufe der Industrialisierung zu werden, wurden in weiterer Folge Arbeitermiethäuser geschaffen. Dabei waren kleine Wohneinheiten (ab 25 m2) vorgesehen, die lediglich über eine Wasserversorgung und Sanitärräume am Gang jedes Stockwerks aufwiesen. In dieser Zeitspanne entstand auch die sogenannte Pawlatsche – eine Art kostengünstige Alternative zum Stiegenhaus. 1881 wurden diese nach dem Brand des Ringtheaters für Neubauten in Wien untersagt.
Heute gibt es laut dem aktuellen Zinshaus-Marktbericht von OTTO Immobilien noch 13.820 klassische Gründerzeit-Zinshäuser in der österreichischen Metropole. Die Zahl ist rückläufig – 2009 waren es noch 15.529 Gebäude. Der Rückgang geht laut dem Bericht auf die Begründung von Wohnungseigentum, Nutzungsänderungen und Abrisse zurück. Die geschichtsträchtigen werden vorrangig umgewidmet – Abbrüche sind aufgrund der hohen Bauqualität sehr selten. Die meisten Zinshäuser finden sich heute im 16. Bezirk (Ottakring).
Gekauft und verkauft werden diese vorrangig von Unternehmen. 2020 war es allerdings so, dass deutlich mehr Privatkäufer am Zinshaus-Markt tätig wurden. Im vergangenen Jahr entfielen 87 Prozent der Käufe auf Unternehmen und elf Prozent auf Privatpersonen. Zugleich waren 41 Prozent der Verkäufe auf Privatpersonen zurückzuführen und 58 Prozent auf Firmen. Im vergangenen Jahr betrug das Transaktionsvolumen trotz Corona-Krise mehr als eine Milliarde Euro – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2019 als dieses laut OTTO Immobilien noch bei mehr als 1,8 Milliarden Euro lag.
Beim Preis gibt es zwischen den Zinshäusern größere Unterschiede – hier kommt es vorrangig auf die Lage des Gebäudes an. Am günstigsten ist es mit 1.770 Euro pro Quadratmeter im 22. Bezirk (Donaustadt), am teuersten im 1. Bezirk mit einem Maximalpreis von 9.300 Euro pro Quadratmeter. Bei den Renditen sieht es laut OTTO Immobilien allerdings so aus, dass nur mehr im 10., 11., 21., 22. Und 23. Bezirk eine Rendite von mehr als drei Prozent erzielt werden kann. In allen anderen Bezirken liegt diese darunter.
Vor mehr als einem Jahrhundert gebaut, stehen in Wien heute immer noch rund 14.000 Gründerzeit-Zinshäuser und verleihen der Stadt ihren einzigartigen Charme. Die Gebäude zeichnen sich durch ihre hohe Bauqualität und Wertbeständigkeit aus, was auch heute zu einer hohen Nachfrage führt. Die Corona-Pandemie hat zu einer Reduktion des Transaktionsvolumen geführt – künftig dürfte dieses aber wie schon die Jahre zuvor stark steigen.